Bei einer politischen Union ist es nicht viel anders als bei einer Ehe. Solange es allen gut geht, sieht man über den einen oder anderen Schönheitsfehler geflissentlich hinweg. Aber kommt es zur Krise, beginnt der Streit. Das 18. Und 19. Jahrhundert waren die guten Zeiten. Großbritannien dominierte die Welt und nicht wenige Schotten profitierten davon. Der Erste Weltkrieg sorgte für eine gute Auftragslage in den Industriebetrieben. Aber mit dem Ende des Krieges fielen die Aufträge weg. Arbeitslosigkeit und Rezession waren die Folge. Der zweite Weltkrieg schweißte noch einmal alle zusammen, aber nach 1945 war Großbritannien ausgelaugt. Das British Empire zerfiel und Großbritannien blieb lange Zeit der kranke Mann Europas. Die Rationierung von Lebensmitteln und anderen Waren endete erst 1954.
A political union is not so different from a marriage. As long as times are good, everybody is willing to overlook the odd flaw. But if times get tough, the arguing begins. The 18th and 19th centuries were the good times. Great Britain ruled the world and many Scots profited from it. The First World War was boon for Scottish industry, but the order book got empty after the war ended. The result were unemployment and recession. During the Second World War everybody was pulling together again, but after 1945 Great Britain was depleted. The British Empire collapsed and Great Britain remained for a long time the sick man of Europe. Rationing of food and other goods ended only in 1954.

Great Glen Way
Wie auch in anderen Ländern Europas lösen sich seitdem sozialdemokratische Parteien, die den Sozialstaat propagieren, mit konservativen Parteien ab, die eher der freien Marktwirtschaft zugewandt sind. Die meisten Schotten haben in den vergangenen Jahrzehnten Labour favorisiert, konnten sich aber auf der Regierungsebene nicht immer durchsetzen. Margaret Thatchers eiserner Kurs gegen die Gewerkschaften und gegen die Subventionierung sterbender Industrien machte sie in Schottland zu einer Hassfigur. Die Schotten begannen sich zu fragen, warum sie unter der Politik einer Partei leiden mussten, die sie nicht gewählt hatten. Aber auch bei der Frage nach der Regionalisierung parlamentarischer Gewalt blieb Mrs. Thatcher eine eiserne Gegnerin Schottlands. Erst nachdem Tony Blairs Labour Partei 1997 die Wahl gewann, fanden die Befürworter der Dezentralisierung Gehör und Schottland bekam 1999 sein eigenes regionales Parlament, das über Themen wie Bildung und Gesundheit selbst entscheiden konnte. So zahlen schottische Studenten beispielsweise keine Studiengebühren und viele Medikamente werden kostenfrei verschrieben.
Since then Labour, who favour a welfare state, and Conservatives, who favour the free market, have taken turns in Westminster. Scotland has mostly supported Labour, but did not always have enough votes on the British level. Margaret Thatcher’s iron course against the unions and against subsidies for dying industries made her a hate figure in Scotland. Scots began to ask themselves, why they had to suffer from politics implemented by a party they didn’t vote for. But in the question of devolution, Mrs. Thatcher stood similarly firm against Scotland. Only after Tony Blair’s Labour Party won the election in 1997, devolutionists found a listening ear. Scotland got its regional parliament in 1999, where it can now decide about regional priorities in for instance education and health. Therefore, Scottish students don’t have to pay tuition fees and lots of medication is prescribed free of charge.

Loch Ness
Seit die Konservativen 2010 erneut die Regierung in Westminster stellen und einen harten Sparkurs fahren, werden die Stimmen nach mehr Unabhängigkeit in Schottland wieder lauter. Von dem allgemeinen Unmut profitierte die einstige Randpartei Scottish National Party (SNP), die 2011 die regionalen Wahlen in Schottland mit dem Versprechen eines Referendums über die schottische Unabhängigkeit gewann. Es war eine Protestwahl gegen die konservative Regierung Großbritanniens und kein lange schwelender Konflikt, der zum heutigen Referendum geführt hat. Bei der heutigen Abstimmung geht es nicht darum, endlich William Wallaces Kampf um Schottlands Freiheit zu gewinnen. Es geht um Studiengebühren und kostenlose Medikamente. Und es geht um die Frage, ob die Schotten im Alleingang den Sozialstaat aufbauen können, den ihnen die konservative Regierung in Westminster verweigert.
Since the Conservatives won the British election in 2010 austerity is ruling again. So voices about Scottish independence have slowly grown louder as well. The resentment against the new British government was so big that the Scottish National Party (SNP) won the Scottish election in 2011 on the promise to hold a referendum on Scottish independence. It was a protest vote and not a long simmering conflict that led to today’s referendum. Today’s vote is not about finishing William Wallace’s fight for Scottish freedom. It is about tuition fees and free medication. And the main question is, if Scots alone could build a welfare state that the Conservatives have denied them.
Immer noch nicht genug von der Schottland-Debatte?
form7 zeigt in seinem exzellenten Artikel Die Rückkehr der Hundred Pipers wie weit das Heraufbeschwören alter Nationalhelden an der notwendigen Debatte vorbeigeht.
SalvaVenia hat mich auf den aufschlussreichen Artikel von Ewan Morrison: Why I joyned Yes and why I changed to No aufmerksam gemacht.
Und Silverbluelining wirft einen eher augenzwinkernden Blick auf die Unabhängigkeitskampagne und die Probleme, die sich dadurch auftun.
Categories: 20. Jahrhundert, Schottland
“Oh the broom, the bonnie, bonnie broom!” :-)
Toller Song! Kannte ich noch gar nicht (nicht dass ich mich mit schottischer Folkore besonders gut auskenne)
Och aye! :-) Almost like a national anthem for any Scot abroad (e. g. in England ;-) ). They love bursting into song when they see the yellow broom in bloom. “Ah wannae be in mah ain country…”
Your beautiful photo of the second national plant (after the Scotch Thistle) made me think of it.
Toller Song! ) Passt gut, komme gerade aus Schottland… :-)
Ja, vi (du og jeg) elsker dette landet, eller nej? :-)
Habe ich schon gesehen und freue mich schon auf Eure Reiseberichte.
Korrektur: “Fain would Ah be in mah ain country!”
Na immerhin 55% sehen ja England nun doch auch als ihr eigenes Land an. Jetzt hast Du mich ja ziemlich neugierig gemacht. Ich frage mich, ob Du nun eine Deutsche bist, die mal mit einem Schotten verheiratet war (und auf Arran gelebt hat) oder ob Du eine Schottin bist, die einen Deutschen geheiratet hat. Aber Du übersetzt ja vom Englischen ins Deutsche, ja? Klär mich doch bitte auf, wenn das nicht zu persönlich ist.
Ist mir für ein Blog tatsächlich zu persönlich, liebe Peggy. Beantworte ich Dir aber gern privat.
Wenn ich mal nach Hamburg komme… :-)
Danke!
gern geschehen.
Danke für Deinen Vermerk und das Lied ist wunderschön!
Ja, finde ich auch. Übrigens gern geschehen. Ich bin dennoch froh, dass sich Fragen wie die nach Schottlands Teilnahme am Eurovision Song Contest nun nicht mehr stellen. :-)
Ja ich auch, es gäbe ein globales Verständigungsproblem wenn die Schotten beim ESC in gälisch singen würden ;-) nur mit Untertiteln.
Damn! Salmond forgot to make Cam promise to let the Scots perform more often. :-( After all, Kenneth McKellar in his kilt made it to no. 9 in 1966.
Politicians! Alway the wrong priorities!
Wenigstens hat Cameron den Schotten keine blühenden Landschaften versprochen.
Ich war ja zwiegespalten, weil ich die Beweggründe für die Unabhängigkeit schon nachvollziehen kann, aber irgendwie bin ich jetzt doch erleichtert, dass meine beiden Lieblingsländer weiterhin zusammengehören :-)
Das Ergebnis war ja ziemlich knapp. Aber ich bin auch froh, zumal wir Whisky-Genießer sind. ;-)
Wie auch immer, ich geniesse dieses schöne Lied und Schottland und die Schotten behalte ich sowieso in guter Erinnerung!
Da stimme ich Dir aus vollem Herzen zu. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.