Mein Ausflug zum Keats Haus hat mich dazu inspiriert, wieder einmal meine englische Gedichtsammlung zur Hand zu nehmen. Außerdem habe ich auf meinen Herbstspaziergängen einige schöne Fotos gemacht. Hier also ein bisschen Herbstgefühl auf englisch und auf deutsch.
John Keats: “To Autumn”
Season of mists and mellow fruitfulness,
Close bosom-friend of the maturing sun;
Conspiring with him how to load and bless
With fruit the vines that round the thatch-eves run;
To bend with apples the moss’d cottage-trees,
And fill all fruit with ripeness to the core;
To swell the gourd, and plump the hazel shells
With a sweet kernel; to set budding more,
And still more, later flowers for the bees,
Until they think warm days will never cease,
For Summer has o’er-brimm’d their clammy cells.
Who hath not seen thee oft amid thy store?
Sometimes whoever seeks abroad may find
Thee sitting careless on a granary floor,
Thy hair soft-lifted by the winnowing wind;
Or on a half-reap’d furrow sound asleep,
Drows’d with the fume of poppies, while thy hook
Spares the next swath and all its twined flowers:
And sometimes like a gleaner thou dost keep
Steady thy laden head across the brook;
Or by a cyder-press, with patient look,
Thou watchest the last oozings hours by hours.
Where are the songs of Spring? Ay, where are they?
Think not of them, thou hast thy music too,-
While barred clouds bloom the soft-dying day,
And touch the stubble-plains with rosy hue;
Then in a wailful choir the small gnats mourn
Among the river sallows, borne aloft
Or sinking as the light wind lives or dies;
And full-grown lambs loud bleat from hilly bourn;
Hedge-crickets sing; and now with treble soft
The red-breast whistles from garden-croft;
And gathering swallows twitter in the skies.
John Keats: „An die Herbstzeit“
Du Zeit der Feuchte und der Fruchtbarkeit,
Freundin des Sonnengotts, der Reife sendet,
Mit ihm vereinigt, daß zur Süßigkeit
Des Rankenweins betaute Traube endet,
Daß Apfellast die moosigen Bäume biegt,
Daß aller Früchte Herz von Saft durchquollen,
Daß Kürbis schwillt und jede Nuß sich füllt
Mit würzigem Kern, und weicher gelber Pollen
In vielen späten Blumen wartend liegt,
Und jede Biene schwer zur Zelle fliegt,
Draus Sommers Segen schäumend überquillt.
Wer sah nicht oft in deiner Pracht dich stehn?
Sucht einer draußen, mag er wohl dich finden
Mit Lächeln über weite Speicher gehn,
Die Haare sanft bewegt von Fächelwinden,
Oder auf halbgemähtem Ackerreich.
Im Mohnduft schlafen: vor den nächsten Schwaden
Voll Blumen hält die Sense noch zurück.
Und manchmal gehst du, Ährenlesern gleich,
Quer übern Bach, den hohen Kopf beladen,
Oder du läßt den ernsten Hüterblick
Im gelben Fluß der Obstweinkelter baden.
Wo ist, ach wo, des Frühlings Finkenschlag?
O still! Musik – auch dir ist sie verliehen –
Wenn wolkenbunt verblüht der sanfte Tag
Und Rosenschatten über Stoppeln ziehen:
Dann klagt in Uferweiden das Gewimmel
Der winzigen Mücken – lebt der Wind empor,
Hebt sich der Schleier, stirbt er, sinkt der Flor –
Erwachsne Lämmer blöken laut am Bach,
Und Grillen zirpen; nun entzückt das Ohr,
Rotbrüstchens Flötensang vom Laubendach,
Und Schwalben sammeln zwitschernd sich im Himmel.
Übersetzung: http://www.zeno.org – Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
Categories: Gedichte
Wunderschöne Fotos, und eine, wie ich finde, wirklich gelungene Übertragung von Keats. Gar nicht so einfach, der Poesie gerecht zu werden!
Danke für die Bilder und den Text eines meiner Lieblingsgedichte meines englischen Lieblingsdichters :-)
Gern geschehen. Vielen Dank fuers vorbeischauen.
Nun habe ich gerade diese wunderbaren Zeilen gelesen in diesem so schön bebilderten Beitrag, liebe Peggy. Ja, was soll ich sagen, ich liebe diese Poesie! Ein ganz außergewöhnlicher Dichter war er, hat leider nicht lange gelebt. Weiß Gott, was er noch alles Schöne zu Papier gebracht hätte, wenn er länger hätte verweilen dürfen. Übrigens, kennst Du diesen hochpoetischen Film über Keats von Jane Campion mit dem Titel “Bright Star”? Wirklich sehr empfehlenswert für alle romantischen Seelen!
Liebe Grüße von Constanze
Vielen Dank. Ja, Keats lebte leider viel zu kurz. Danke auch fuer den Filmtipp. Den kannte ich noch nicht. Liebe Gruesse aus dem sonnig-herbstlichen London, Peggy
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Wunderschön beschrieben……